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Der Plötzliche Kindstod ist glücklicherweise äußerst selten und die Todesfälle sind in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen.1 Dennoch ist es wohl die größte Angst aller Eltern, dass das geliebte Baby plötzlich einfach nicht mehr aufwacht. Vielleicht geht es dir genauso und du traust dich kaum, dein Kind beim Schlafen aus den Augen zu lassen. Aber wodurch wird der Plötzliche Kindstod eigentlich ausgelöst? Und was kannst du tun, um das Risiko auf ein Minimum zu reduzieren? Hier findest du geeignete Vorbeugemaßnahmen und wir gehen auch auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ein. So scheint eine aktuelle Studie das Geheimnis um den Plötzlichen Kindstod ein wenig entschlüsselt zu haben.
Fachleute sprechen vom Plötzlichen Kindstod, wenn ein zuvor scheinbar gesundes Kind ganz unerwartet und ohne erkennbaren Grund verstirbt. Die meisten dieser plötzlichen Todesfälle geschehen dabei im Schlaf. Betroffen sind vor allem Babys bis zu einem Alter von 12 Monaten.2
Oft wird die Bezeichnung SIDS verwendet (aus dem Englischen: Sudden Infant Death Syndrome). Weitere Namen für das tragische Ereignis sind „Krippentod“ oder „Plötzlicher Säuglingstod“.
Glücklicherweise ist das Sudden Infant Death Syndrome sehr selten. 9 Kinder starben daran in Österreich im Jahr 2020.3
Dabei sind die Zahlen laut Statistik seit den 90er-Jahren deutlich rückläufig. Dies liegt vor allem an einer umfassenden Aufklärung über die Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen.4
In den meisten Fällen verstirbt das Kind während des Nachtschlafs. Seltener passiert das Unglück, während das Baby seinen Mittagsschlaf macht. 5 Auch gibt es mehr Todesfälle durch SIDS im Winter als im Sommer und Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen.6
Das Sudden Infant Death Syndrome betrifft vor allem Kinder im ersten Lebensjahr. 80 % der Fälle treten bis zum 6. Lebensmonat auf.7 Dabei sind die meisten Todesfälle im Alter von zwei bis vier Monaten zu verzeichnen. Je älter die Kinder werden, desto geringer das Risiko, am Plötzlichen Kindstod zu sterben.8
Die Frage nach dem Warum treibt die meisten betroffenen Eltern um. Wie konnte das nur geschehen? Warum habe ich es nicht bemerkt? Was habe ich falsch gemacht? Warum gerade mein Kind? Das Tragische am Plötzlichen Kindstod ist, dass keine genaue Ursache für das Versterben des zuvor gesunden Babys festgestellt werden kann. So handelt es sich bei SIDS um eine Ausschlussdiagnose. Das verstorbene Kind wird umfassend untersucht und wenn keine andere Todesursache gefunden wird, stellt der Arzt / die Ärztin die Diagnose Plötzlicher Kindstod.
Ärzt:innen vermuten, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren ausschlaggebend ist. Es wird beispielsweise angenommen, dass eine Unreife der Atmungssteuerung eine Rolle spielen könnte.9 So fand man bei manchen an SIDS verstorbenen Babys Anzeichen dafür, dass sie vor ihrem Tod Atemaussetzer und einen niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut hatten.10 Normalerweise wachen gesunde Babys auf, wenn der CO₂-Gehalt im Blut zu sehr ansteigt und sie verändern ihre Atmung, sodass sie wieder mehr Sauerstoff bekommen. Bei einigen Kindern scheint dieser Aufwach-Impuls nicht zu funktionieren. 11
Eine alternative Theorie geht davon aus, dass sogenannte Enteroviren ein Auslöser für den Plötzlichen Kindstod sein könnten. Diese Viren können Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelentzündungen verursachen.12
Neueste Forschungen untermauern die Theorie einer Atemstörung und eines nicht funktionierenden Alarmsystems im Gehirn des Babys. So gilt die von einer australischen Forschergruppe um Dr. Carmel Therese Harrington im Mai 2022 veröffentlichte Studie als ein wichtiger Durchbruch bei der Frage nach der Ursache von SIDS. Für Dr. Harrington ist die Forschung eine sehr persönliche Angelegenheit, sie verlor selbst ihren Sohn vor knapp 30 Jahren an SIDS.13 14 15
Laut der Studie scheint ein Mangel des Enzyms Butyrylcholinesterase (BChE) schuld daran zu sein, dass Babys aus dem Schlaf nicht mehr aufwachen. Butyrylcholinesterase spielt eine wichtige Rolle bei der Kommunikation im Gehirn. Normalerweise sorgt der Botenstoff dafür, dass Kinder aufwachen, wenn die Atmung im Schlaf aussetzt. Bei den an SIDS verstorbenen Kindern fand man in Blutproben, die wenige Tage nach der Geburt genommen wurden, eine signifikant niedrigere Konzentration des Enzyms als in den Proben gesunder Kinder. Wie können diese Ergebnisse dabei helfen, zukünftige SIDS-Fälle zu vermeiden? Sie bilden die Basis für die Entwicklung eines Screening-Tests, mit welchem all jene Babys identifiziert werden, die ein erhöhtes Risiko für den Plötzlichen Kindstod aufweisen.16 17 Diese Kinder können dann enger überwacht werden, beispielsweise durch ärztlich verordnete Überwachungsgeräte (Heim-Monitore).18
Neben diesen medizinischen Ursachen gibt es einige Risikofaktoren, welche die Gefahr des Plötzlichen Kindstodes erhöhen. Hierzu zählen:19
Rauchen während der Schwangerschaft oder in der Umgebung des Kindes
Drogenkonsum durch die Mutter während der Schwangerschaft20
Frühe Mutterschaft (unter 20 Jahren)
Geringes Geburtsgewicht (höchstes Risiko für Kinder mit einem Geburtsgewicht zwischen 1000 und 2000 Gramm)21
Schlafen in Bauchlage
Überhitzung des Kindes
Zu weiche Bettunterlage
Schlafen außerhalb des Elternschlafzimmers
Schlafen im Elternbett
Geschwister, die an SIDS verstorben sind
Bestimmte Risikofaktoren wie genetische Veranlagungen lassen sich nicht verändern. Wie du siehst, gibt es aber viele externe Faktoren, die das Risiko für den Plötzlichen Kindstod erhöhen. Wenn du also darauf achtest, bestimmte vorbeugende Maßnahmen einzuhalten, lässt sich die Gefahr auf ein absolutes Minimum reduzieren.
Zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen gilt das Schlafen in Rückenlage. In seinem ersten Lebensjahr sollte dein Säugling möglichst nicht in Bauchlage schlafen. In dieser Position ist das Risiko erhöht, dass Mund und Nase verdeckt werden und das Kind im Schlaf erstickt.22 Auch die Seitenlage ist nicht empfehlenswert, da sich die Kleinen daraus leicht auf den Bauch drehen können. Tagsüber darfst du dein Baby aber gerne auf den Bauch legen, wenn es wach ist und du in seiner Nähe bist. Dies ist sogar ratsam, damit es seine Rückenmuskulatur trainiert und das Hinterköpfchen nicht abflacht.23 Schließlich ist der Schädel des Babys im ersten Lebensjahr noch weich und durch einseitige Belastung formbar.24
Babys sollten im ersten Lebensjahr im Schlafzimmer der Eltern nächtigen. Schläft dein Kind in deiner Nähe, bemerkst du es leichter, wenn plötzlich Unregelmäßigkeiten in seiner Atmung auftreten. Zudem wird das Stillen erleichtert, was wiederum das Risiko des plötzlichen Kindstodes deutlich senkt. Darüber hinaus wirken sich die regelmäßigen Atemgeräusche von Mama und Papa positiv auf die Atmung des Babys aus.25
Wie sollte das Babybett ausgestattet sein? Wähle eine feste, luftdurchlässige Matratze. Weglassen solltest du Dinge wie ein Nestchen, Lammfell oder Polster. All diese bergen eine Erstickungsgefahr. Idealerweise schlafen Babys in einem Schlafsack. Dieser kann im Gegensatz zu einer Decke nachts nicht aus Versehen über das Köpfchen des Kindes rutschen.26
Achte darauf, dass dein Säugling im Schlaf nicht überhitzt. Als ideale Raumtemperatur im Schlafzimmer gelten 16 bis 18 Grad Celsius. Ein Mützchen solltest du deinem Baby nicht anziehen, da überschüssige Wärme über den Kopf abgeleitet wird.27
Und wie sieht es mit dem Schlafen im elterlichen Bett aus? Viele Kinder schlafen am liebsten ganz dicht bei ihren Eltern. Auch ist dies für die Stillbeziehung vorteilhaft. Es gibt jedoch Studien, die durch das sogenannte Co-Sleeping ein erhöhtes Risiko für SIDS feststellten. In jedem Fall sollte auf das Schlafen im Familienbett verzichtet werden, wenn eines der Elternteile Raucher ist.28
Nicht nur im Schlafzimmer, auch in der sonstigen Umgebung des Babys sollte nicht geraucht werden. Achte möglichst schon ab der Schwangerschaft darauf, dass dein Kind keinem schädlichen Rauch ausgesetzt ist.29
Muttermilch ist das Beste fürs Kind. Sie schenkt deinem Säugling nicht nur wichtige Nährstoffe, sondern stärkt auch seine Abwehrkräfte. Zudem haben Studien gezeigt, dass gestillte Babys nachts häufiger und leichter aufwachen. Die Gefahr, dass das Kind nachts aufhört zu atmen und rechtzeitig aufwacht, wird durch das Stillen deutlich reduziert.30
Sollten dir bestimmte Warnzeichen an deinem Säugling auffallen, so suche bitte den Kinderarzt / die Kinderärztin auf. Hierzu zählen unter anderem:31
Dein Baby macht im Schlaf Atempausen.
Es lässt sich nur schwer wecken.
Es hat blaue Lippen und ist blass.
Es schwitzt stark im Schlaf.
Dein Baby verschluckt sich oft und muss häufig erbrechen.
Es hat Fieber ohne erkennbaren Grund.
Dein Säugling schreit sehr schrill und lässt sich nicht beruhigen.
Es ist der Albtraum aller Eltern: Das Baby liegt leblos im Bett und atmet nicht mehr. Sollte diese erschreckende Situation eintreten, so versuche Ruhe zu bewahren, auch wenn dies natürlich schwer fällt.
Als Erstes solltest du versuchen, dein Kind aufzuwecken. Wichtig: Bitte nicht schütteln. Ist dies nicht möglich, so musst du den Notarzt rufen und Wiederbelebungsmaßnahmen vornehmen.32
Unser Tipp: Ein Erste-Hilfe-Kurs für Eltern kann dir nicht nur in dramatischen Situationen wie einem Atemstillstand, sondern auch bei kleineren Unfällen Sicherheit geben
Ein Kind zu verlieren ist wohl das Schlimmste, was Eltern widerfahren kann. Beim Plötzlichen Kindstod kommt hinzu, dass die betroffenen Kinder die Welt still und leise verlassen – ganz ohne Vorwarnung. Ein Schock für die Eltern und Angehörigen. Solltest du einen so schrecklichen Verlust erlebt haben, gibt es verschiedene Stellen, an die du dich wenden kannst und die dir helfen werden, die Trauer zu bewältigen.
Aktion Leben Österreich (https://www.aktionleben.at/site/beratenhelfen/verlusttrauer/ploetzlicherkindstod)
SIDS Austria (http://www.sids.at/sids_austria.html)
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